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Darfs ein bisschen mehr sein?

Darfs ein bisschen mehr sein?

Können Sie sich noch an Ihren ersten Einkauf erinnern? Nein, nicht den online, auf eBay oder sonstwo im Internet. Sondern den ersten Gang zum Einkaufen, ganz allein als Kind.

Ich war 3 oder 4 Jahre alt, als ich zum ersten Mal allein zum Kaufmann durfte. Ja, zum Kaufmann. Supermärkte gab es kaum, damals in den 60ern. Dafür hatten auch kleine Dörfer noch einen Tante-Emma-Laden. Auch unseres, wobei es eher ein Onkel-Walter-Laden war, mit einer Tante Anneliese im Schlepptau. Was ich kaufen sollte, weiß ich nicht mehr, wohl aber, wie ich den Einkauf transportieren sollte. Ein kleines Körbchen hatte ich dabei, viel wird nicht hinein gepasst haben, aber ich erinnere mich gut daran, wie stolz ich war, als ich mit meinem Körbchen loszog.


 

 

 

 

 

 

 

 

Viel passieren konnte nicht, Autos gab es zwar, aber wenige, ich musste eine Straße überqueren, dann durch eine Gasse, die ohnehin zu schmal für Autos war, und dann war ich auch bereits am Ziel. Zum Bäcker war es sogar noch näher, dazu musste ich nur unser Grundstück verlassen, an der Kirche vorbeigehen, in deren unmittelbarer Nachbarschaft wir wohnten, und ca. 50 Meter nach links. Unvorstellbar: Ein Kaufmann und ein Bäcker in einem Dorf, und tatsächlich ging das jahrzehntelang gut. Beide konnten von ihren Geschäften leben.

Der Bäcker war ein Kinderparadies, dort gab es Behälter mit allerlei Süßkram, die Gummibärchen konnte man einzeln für einen Pfennig kaufen. Wann immer eine Hochzeit stattfand, standen die Kinder des Dorfes vor der Kirche Spalier und warteten darauf, dass das Brautpaar Geld warf. Auch die Pfennige wurden sorgsam aufgesammelt, schließlich konnten wir sie gleich um die Ecke umtauschen in Süßigkeiten aller Art.

Je nachdem, wo Sie aufgewachsen sind und wann Sie geboren wurden, werden Sie bereits ein Schulkind gewesen sein, als Ihre Eltern Ihnen endlich erlaubten, zum ersten Mal allein loszuziehen. Es ist ja nicht nur der Weg, der zunehmende Verkehr. Auch die Art des Einkaufens hat sich im Lauf der Jahrzehnte grundlegend verändert.

Die Kinder der 60er, 70er und vielleicht auch der 80er Jahre kennen altmodische Registrierkassen, die keinen Scanner UND keinen Strom brauchten, Waagen, die mit Gewichten funktionierten und überschaubare Gänge mit einem begrenzten Angebot. Man brauchte kein Handy, um vor einem überfüllten Regal mit mindestens 50 Sorten Nudeln um Hilfe zu telefonieren. Ein simpler Einkaufszettel reichte. Man musste auch keine Angst haben, dass der Strichcode falsch gelesen wurde, so dass aus günstigen Äpfeln teure Sternfrüchte wurden. Orangen und Bananen waren nämlich in der Regel das Exotischste im Sortiment. Und anstatt 5 eingeschweißte Scheiben Wurst zu kaufen, die kurioserweise exakt 100 Gramm wiegen, hörte man an der Wursttheke im Kaufladen oder beim Schlachter den unvermeidlichen Satz: „Darf´s ein bisschen mehr sein?“, weil Aufschnitt nun mal nicht immer gleich ausfällt.

Wir reden von einer Zeit, in der eine Dose Pfirsiche ein Luxusartikel war und man die Soßen noch ohne Pulver kochte. Getränke kaufte man in Flaschen aus Glas, Milch holten zumindest die Dorfkinder direkt vom Bauern, der mit etwas Glück auch Eier anbot. Tatsächlich ist heute kaum noch vorstellbar, dass man es früher als vollkommen normal empfand, eben nicht eine Riesenauswahl zu haben. Man aß und trank, was es gab, und man brauchte auch nicht anhand von 5 Prospekten die Preise von diversen Discountern zu vergleichen, denn im Großen und Ganzen gab es überall das Gleiche. Eigentlich geradezu paradiesisch, wenn Sie mich fragen.

Unsere Kinder wachsen auf mit einer Fülle von Produkten, mit Supermärkten, in die „mein“ Onkel-Walter-Laden hundertmal passen würde, mit Pfandautomaten und Kassen, die den Dienst versagen, wenn der Strom ausfällt. Fast alles basiert inzwischen auf Selbstbedienung. Allerdings gibt es zum Glück noch immer den Fleischer oder die Fleisch- und Wursttheke, den Käse kann man sich abwiegen lassen, der Bäcker verkauft nach wie vor Brot und Gebäck, das nicht abgepackt ist, und auf dem Wochenmarkt werden auch Obst und Gemüse noch immer abgewogen.

Kinder lieben Rollenspiele, und Kinder spielen gerne Einkaufen, heute noch genauso wie früher. Ein liebevoll ausgestatteter Kaufladen oder Marktstand macht Freude und beschäftigt Kinder oft stundenlang.

Eine Waage gehört genauso dazu wie Kisten und Körbe mit Obst und Gemüse. Die Früchte bestehen aus Holz, die Blätter aus Kunststoff oder Filz, alles ist detailreich gestaltet und sieht richtig lecker aus! Natürlich dürfen auch die Papiertüten zum Verpacken nicht fehlen!

Wurst, Käse, Brot und abgepackte Lebensmittel sind ebenfalls im Angebot.

Auch Süßschnäbel kommen auf ihre Kosten, mit Torte, Gebäck und süßen Teilchen.

Nun fehlt noch etwas sehr Wichtiges, denn was wäre das schönste Geschäft ohne Kundschaft? Und das sind Sie liebe Eltern und Großeltern. Tun Sie also Ihren Kindern und Enkelkindern den Gefallen und kaufen Sie ein, plaudern Sie mit der kleinen Ladenbesitzerin oder dem kleinen Kaufmann und sagen sie freudig ja, wenn man Sie fragt: „Darf´s ein bisschen mehr sein?“


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