Veröffentlicht am von

Diät-tauglich!

Diät-tauglich!

Hach ja, die Weihnachtszeit ist doch etwas Schönes. Man kann hemmungslos dem Deko-Wahn verfallen, rührselige Lieder hören, Drei Nüsse für Aschenbrödel schauen und darf ohne Gewissensbisse beim Essen sündigen. Ist ja nur einmal im Jahr....

Bisher war ich sicher, das Schlimmste an Weihnachten sei die Suche nach dem ultimativen Geschenk für jeden meiner Lieben. Klar gibt es Wunschzettel, aber seien wir doch mal ehrlich: was wäre Weihnachten ohne ein paar Überraschungen? Also macht man sich auf, vorzugsweise am Samstag, weil unter der Woche zu viel zu tun ist, und geht oder fährt in die Stadt.

Blöd nur, dass die gleiche Idee offenbar auch Tausend andere hatten, und irgendwie scheinen diese anderen genau wie ich selbst eine tiefe Abneigung gegen öffentliche Verkehrsmittel zu hegen.


 

Nachdem man dann im 4 angesteuerten Parkhaus tatsächlich auf ein freies Plätzchen hoffen darf, muss man feststellen, dass sich dieses nicht nur im obersten Parkdeck befindet, sondern außerdem zuvor ein Wägelchen von den Ausmaßen eines Smart beherbergt hat. Nein, ich kann NICHT durch den Kofferraum aussteigen, und selbst, wenn mein Auto dafür geeignet wäre: ich selbst bin es – leider – nicht mehr.

Also heißt es warten, bis irgendjemand beschließt, dass er genug vom vorweihnachtlichen Ambiente hat und lieber nach Hause oder wohin auch immer fahren möchte. Letztes Jahr hatte ich Glück, bereits nach einer knappen Stunde fuhr ein Kombi weg, der einen Parkplatz in passabler Größe hinterließ. War eine ganze Familie, und nach Weihnachtsstimmung hatte niemand von denen ausgesehen. Ich verstehe das, ich verstehe das sogar sehr gut.

Es ist nicht angenehm, durch die überfüllten Geschäfte zu drängeln, an den Kassen anzustehen, nebenbei zum 5. Mal in einer halben Stunde von „Oh, Du Fröhliche“ berieselt zu werden und die Duftmischung einzuatmen, die der Parfümstand links, die Duftkerzen rechts und die schwitzende Dame direkt hinter einem ausdünsten. Und es wird gewiss nicht besser dadurch, dass man zwei Kinder dabei hat, von denen das eine fragt, wann es denn endlich ein Bratwürstchen bekommt, und das andere ganz dringend Pipi muss. Während der Vater der Kinder die Augen verdreht, irgendwas von „muss noch was suchen“ murmelt und sich in die Hifi-Abteilung verzieht.

Um solche Szenen zu vermeiden, berufe ich mich auf die Überraschungen, die niemand sehen soll, und mache die meisten Weihnachtseinkäufe allein. Jedes Jahr belohne ich mich für die überstandene Tortur des Geschenke-Shoppens mit einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt. Und weil das allein langweilig ist, treffe ich mich dazu mit meinen zwei besten Freundinnen, Babsi und Elvira.

Diese schöne Tradition pflegen wir seit Jahren. Wenn wir auch alle drei unsere Figurprobleme haben, auf dem Weihnachtsmarkt lassen wir es uns richtig gutgehen. Damit wir möglichst viel probieren können von all den Köstlichkeiten, teilen wir alles schwesterlich. Wäre doch auch schade, wenn man auf den Genuss des Backschinkenbrötchens verzichten müsste, weil man schon eine Bratwurst und ein Stückchen Pizza hatte. Und auch die schwere Entscheidung, ob es gebrannte Mandeln oder doch lieber ein Obstspieß mit Schokolade oder aber Schmalzkuchen sein sollen, muss keine von uns treffen. Wir kaufen alles und teilen durch drei. Dieser gemeinsame Bummel über den Weihnachtsmarkt war immer ein Highlight in der Vorweihnachtszeit. Bis gestern.

Wir hatten uns am Eingang des Weihnachtsmarkts verabredet, und normalerweise hätte der erste Weg zu einem Stand mit Heißgetränken geführt. Glühwein für Elvira, die in der Stadt wohnt und nicht fahren muss, heiße Schokolade für Babsi und mich. Ich liebe heiße Schokolade und hatte mich schon sehr darauf gefreut, mir die Finger an der Tasse zu wärmen. Mehr noch darauf, nebenbei den neuesten Klatsch aus Elviras Schule – sie ist Lehrerin – zu erfahren und von den neuesten Tragödien zu hören, die Babsis garstiger Schwiegermutter widerfahren waren. Zu meiner großen Überraschung steuerte Elvira einen Stand mit frisch gepressten Säften an. Nicht genug damit, dass es so etwas überhaupt auf dem Weihnachtsmarkt gab, ich hätte nie vermutet, dass Elvira auf ihren heißgeliebten Glühwein zugunsten von gepresstem Obst verzichten würde. Sie wolle gesünder leben, Alkohol sei neuerdings tabu. Aha. Ich lehnte dankend ab, weil ich wirklich keine Lust auf kalten Saft hatte, und sah hoffnungsvoll zu Babsi, die bestimmt auch Durst auf Schokolade verspürte. Zu meinem Entsetzen bestellte sie etwas an dem Saftstand, allerdings einen Gemüsesaft. „Ich mache Low Carb, wisst Ihr, da ist zu viel Obst nicht so gut“. Elvira nickte wissend, ich bemühte mich, mein Entsetzen nicht allzu offen zu zeigen.

Die Bratwurststände dufteten verführerisch, aber ich ahnte, dass wir wohl keinen davon ansteuern würden. Die Pizza hätten wir unmöglich teilen können, denn der Teig ließ sich nur schlecht vom Belag befreien, welcher wiederum Elvira ohnehin zu ungesund war. Das Backschinkenbrötchen war lecker, mit etwas mehr Fleisch hätte mir mein Anteil noch besser geschmeckt, aber das aß heißhungrig Babsi, da sie ja auf das Brötchen verzichten musste.

Ich war mittlerweile nicht nur ausgesprochen hungrig, sondern auch verzweifelt. Schmalzkuchen, Obstspieß, gebrannte Mandeln – nichts davon würden wir teilen können. Und es wäre mir nicht im Traum eingefallen, etwas zu essen, ohne etwas abgeben zu können. Die Tradition, Sie verstehen..... Ein Asia-Stand war die Rettung. Die Gemüsesuppe war verhältnismäßig gesund und enthielt weder Reis, noch Nudeln, so dass auch Babsi sie essen konnte. Und mir tat es gut, endlich etwas Heißes zu trinken, wenn es auch keine Schokolade war. Wir plauderten sogar ein bisschen. Der Klatsch über Schule und Schwiegermutter fiel aber leider etwas kurz aus, weil ich dringend nach Hause musste.

Dass ich auf dem Heimweg in einem Fastfood-Restaurant halt machte, einen Kakao trank, zwei Burger und eine heiße Apfeltasche aß, werden Elvira und Babsi nie erfahren. Genauso wenig wie die Tatsache, dass ich die ihnen zugedachten Weihnachtsgeschenke nun anderweitig vergeben muss. Den edlen Rotwein, den ich für Elvira vorgesehen hatte, schenke ich meinem Onkel, das große Backbuch, das ich für Babsi gekauft hatte, werde ich auf eBay versteigern und die teuren Pralinen, die beide als Dreingabe bekommen sollten, habe ich gerade selbst gegessen.

Nun habe ich ein Problem. Nicht nur, dass mir von den Pralinen schlecht ist, nein, ich brauche außerdem neue kulinarische Geschenke. Das ist nämlich eine weitere Tradition bei uns dreien. Wir schenken uns grundsätzlich etwas zum Thema Essen oder Trinken. Alkoholfreier Wein ist eklig, einen Smoothie-Maker besitzt Elvira bereits, und eine Kiste vom Biobauern ist auch nicht das, was mir vorschwebt. Bei Babsi bin ich völlig überfordert. Gut organisiert, wie sie ist, wird sie kein Low Carb-Kochbuch brauchen, und ein Korb mit kohlenhydratfreien Delikatessen übersteigt mein Budget.

Zum Glück bin ich da zufällig auf etwas gestoßen, was nicht nur mein Geschenk-Dilemma beendet, sondern mir zusätzlich einen klitzekleinen „Rache-ist-süß“-Moment verschafft.

Es ist eigentlich für Kinder gedacht, aber das kann ich nun mal nicht ändern. Dafür ist es garantiert kalorienfrei, gesund und low carb-gerecht, kurzum: mit jeder Diät kompatibel.

Tadaaa: ich präsentiere das Stoff-Sandwich.

 

Ich habe für jede eines bestellt und überlege noch, ob ich das Geschenkpapier von innen nicht ein wenig mit Knoblauch, Käse und Salami einreiben soll, damit das Geschenk auch authentisch duftet. Wie freue ich mich auf die Gesichter beim Auspacken!

Da das ein bisschen mickrig wäre, gibt es aber noch eine gigantische Zugabe:

 

Der Hotdog sieht lecker aus, nicht wahr? Nun, eigentlich ist er ein Kissen. Und damit die Illusion perfekt ist, passt auch noch die Verpackung dazu. Das Hotdog-Kissen kommt tatsächlich in einem Beutel, der wie Hotdog-Papier gestaltet ist. Mit 50 cm Länge ist er aber leider einfach zu groß für ein Täuschungsmanöver. Deswegen werde ich da wohl auf das eingeduftete Geschenkpapier verzichten. Natürlich habe ich den auch für mich selbst bestellt, eine schicke Nackenrolle wollte ich nämlich schon immer mal haben.

Bevor mir nun jemand Bosheit unterstellt: Elvira und Babsi haben Humor, ich weiß, dass sie nach der ersten Überraschung herzlich über ihre Geschenke lachen werden. Und ich hoffe, dass sie den Hotdog benutzen werden. Am besten täglich, damit gewisse Gelüste aufkommen nach richtigem Essen. So dass man ab und zu geneigt ist, die jeweilige Diät zu unterbrechen. Zum Beispiel bei einem Bummel über den Weihnachtsmarkt.


Thema zurück                                                                                                                                 nächstes Thema

Kommentare: 0
Mehr über: Ausgefallenes, Gag, Kissen, Partydeko, Witziges

Das Schreiben von Kommentaren ist nur für registrierte Benutzer möglich.
Anmelden und Kommentar schreiben Jetzt registrieren